Projekttitel:
Gewässerentwicklung Gail – Ein integratives Natura 2000-Modell
Projektgebiet:
Das Projektgebiet umfasst die Gail und ihr Umland im mittleren Gailtal (Kärnten, Österreich). Es ist Teil des Europaschutzgebietes/Natura 2000-Gebietes Görtschacher Moos-Obermoos (Abbildung 1). Dieses wurde 1998 zum Natura 2000-Gebiet erklärt und ist seit 2011 Europaschutzgebiet. Es umfasst den Verlandungsbereich des Pressegger Sees, die Überschwemmungsgebiete der Gail und die Gail selbst. In diesem Feuchtgebietskomplex, einem der größten in Kärnten, leben zahlreiche geschützte und gefährdete Tier- und Pflanzenarten.
Abbildung 1: Das Europaschutzgebiet Görtschacher Moos-Obermoos (grün) mit dem LIFE-Projektgebiet (rot umrandet).
Projektziele:
• Modellhafte Renaturierung der Gail unter Beachtung des Hochwasserschutzes
Die Gail führt im Mittellauf viele Feinsedimente (Sand und Schlamm) mit sich. Diese lagern sich auf den Uferbermen ab und verengen den Abfluss. Soll die Hochwassersicherheit gewahrt bleiben, müssen die Ablagerungen im Rahmen der Instandhaltung immer wieder aufwändig entfernt werden. Außerdem präsentiert sich der Fluss innerhalb der Dämme weitgehend strukturarm und ökologisch verarmt.
Ziel des LIFE-Projektes war es, in der Gail wieder flusstypspezifische Lebensräume zu schaffen und morphologische Prozesse zuzulassen, gleichzeitig aber den Hochwasserschutz für flussabliegende Siedlungsgebiete zu erhalten und den künftigen Instandhaltungsaufwand zu minimieren. In drei Pilotstrecken wurden dazu Lösungsmöglichkeiten für den Umbau der Gail innerhalb der Dämme getestet. Die Ergebnisse der Modellversuche sollen als Grundlage für weitere Restrukturierungsmaßnahmen an der Gail und anderen Flüssen mit vergleichbarer Problemstellung dienen.
• Qualitative und quantitative Verbesserung auenspezifischer Lebensräume
Ein weiteres Ziel des LIFE-Projekts war es, gewässerspezifische Lebensräume im Umland der Gail quantitativ und qualitativ zu verbessern. Ein Nebengerinne sollte geschaffen, mehrere Stillgewässer angelegt und Altarme saniert werden. Durch Flächenankauf sollten intensiv genutzte Ackerflächen in extensive Feuchtwiesen und Auwald für gewässerspezifische Lebensräume umgewandelt werden. Durch diese Maßnahmen sollte auch der Biotopverbund zwischen den Auwaldinseln verbessert werden.
• Erfahrungsaustausch und Besucherinformation
Das LIFE-Projekt an der Gail sollte sowohl der Bevölkerung vor Ort als auch Fachleuten aus Naturschutz und Schutzwasserwirtschaft intensiv kommuniziert werden.
Maßnahmen und Ergebnisse:
Nach offiziellem Start am 1. Jänner 2010 endete das Projekt wie geplant am 31. Dezember 2014. In fünf Jahren Projektlaufzeit wurde ein breites Bündel an Maßnahmen umgesetzt:
• Restrukturierung der Gail in drei Modellstrecken (Gesamtlänge ca. 2 km; FFH-LRT 3220: 8,7 ha);
• Errichtung eines 2,5 km langen Nebengewässersystems „Kleine Gail“ (FFH-LRT 3260: 1,1 ha);
• Anlage von 4 Stillgewässern (FFH-LRT 3150: zusätzlich 2,6 ha);
• Revitalisierungsmaßnahmen an drei bestehenden Altarmen: (FFH-LRT 3150: zusätzlich 0,4 ha);
• Ankauf von 7,93 ha landwirtschaftlicher Fläche zur Schaffung von Augewässern, Auwald und naturschutzfachlich
wertvollen Extensivflächen (FFH-LRT 91E0: mittelfristig 5,4 ha, 6210: mittelfristig 2,5 ha; 6510/6410: mittelfristig 7,5 ha);
• Artenschutzmaßnahmen: Besatz von rund 1000 Großmuscheln sowie ca. 5300 Bitterlingen (Rhodeus amarus);
Initialpflanzungen mit rund 550 Steckhölzern, 365 Raubäumen und 100 lebenden Wurzelstöcken;
• Schaffung von Besuchereinrichtungen: Aussichtshügel mit LIFE-Information, Rundweg, Wassererlebnis- und
Radweg-Rastplatz bei der Vorderberger Brücke, Pferderastplatz, LIFE-Beschilderung;
• Öffentlichkeitsarbeit: Gestaltung eines Logos, Homepage, Posterausstellung, Folder, Kippeffektpostkarte,
LIFE-Informationstafeln, Laienbericht, Aktionstage (Spatenstichfeier, 2 Schulaktionstage, Schlussfeier),
5 Exkursionen;
• Networking: Erfahrungsaustausch mit Experten (Südtirol, Italien, Serbien, Slowenien, LIFE Mur, LIFE Enns, LIFE Lavant);
• Monitoring: Vorher-Nachher-Untersuchung der Projektauswirkungen aus Sicht der Fachbereiche Fische, Vögel,
Laufkäfer und andere Wirbellose, Amphibien, Lebensräume und Flussmorphologie;
Das Gesamtvolumen der Projektmaßnahmen betrug rund 2,54 Millionen Euro, rund 1,27 Millionen davon kamen aus dem LIFE-Natur Fonds der EU, die Bundeswasserbauverwaltung Kärnten übernahm mit 0,98 Millionen Euro mehr als die Hälfte der Kosten, den Rest finanzierte das Land Kärnten.
Projektpartner und Organisation:
Die Projektleitung und Durchführung der Baumaßnahmen sowie die Öffentlichkeitsarbeit lag in den Händen des Amtes der Kärntner Landesregierung Abt. 8 - Kompetenzzentrum Umwelt, Wasser und Naturschutz (Unterabteilungen Schutzwasserwirtschaft und Wasserwirtschaft Hermagor; Bezeichnung bis 2011: AKL 18 Wasserwirtschaft). Das AKL 8 - UAbt. Naturschutz und Nationalparkrecht (bis 2011: Abteilung 20 - Landesplanung, Unterabteilung Naturschutz) übernahm die naturschutzfachliche Betreuung, insbesondere Artenschutzmaßnahmen und Monitoring. Koordiniert wurde das LIFE-Projekt von der Revital Integrative Naturraumplanung GmbH.
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